KERKER UND BEFREIUNG

Im kleinen Leben

Der Wanderer kam in das Reich des kleinen Lebens,
Trat ein in eine enge Macht mit starren Formen
In eine unglückliche Ecke der weiten Erde.
In der Hoffnung das Geheimnis dieser Welt zu fassen,
Fand er sich in einem ausgedehnten Nebel,
Der diesen Landstrich in einem gedämpften Licht durchzog
Und der umgeben war von einem Wall der Ignoranz,
Abschirmt gegen Wahrheit, Reflexion und Zukunft.
Als ob ein Scheinwerfer die blinde Nacht durchdringt,
Tauchten Behausungen mit menschlichen Gestalten auf.
Eine ruhelose ungehobelte Menschenmasse
Wimmelte hier in ihrer unbemerkten Düsternis.
Im Nebel des Geheimnisvollen dieser Szene,
Planten kleine Götter unaufhörlich banale Taten.
Verschwörungstheorien machten hier die Runde,
Sie waren kümmerlich mit ihren nichtigen Grübeleien,
Ihren eifrigen Trippelschritten auf holprigen Wegen.
Sie glichen einem Schlängeln in Dunst und Staub.
Eine ängstliche und kunterbunte Schar,
Ein seltsames Durcheinander verstellter Künstler
War zu sehen, die einen wichtigen Ton des Lebens pflegten,
Eine Brut von Wesen erwählter Art mit bunten Fahnen.
Es war als ob sie nur im Schatten heimisch wären,
Kobolde tauchten auf mit bizarren Gliedern,
Flüster-Geister mit geschnitzten Tiergesichtern,
Ein Flohzirkus zog übers Land mit seinen Attraktionen,
Allesamt verwirrte Wesen, gefangen im Staub der Zeit,
Unwissend, zuweilen auch gefährlich und hinterhältig
Mit dem Echo verletzter Gedanken und in schrillen Worten.
In dieser kleinen Art vollbrachten sie ihr Tageswerk.
Ihre Saat der Freude vergifteten sie mit Furcht und Sorge,
Löschten ihr spärliches Glück mit ihrem Irrtum aus,
Drehten die Wahrheiten um in Lüge zu eignen Zwecken,
Peitschten ihre Gefühle auf und trieben leidenschaftlich
Zum Abgrund hin durch Sumpf und Schlamm.
Sie stachelten kunstreich ihre Gelüste an,
Während des Lebens Karren abwärts schlingerte
Und keinen Ausweg fand aus der niederen Art.
Sie verführten zu Fehlschlag und bedeutungslosem Erfolg,
Korrumpierten alle Leitbilder, verfälschten alle Maße,
Machten aus Wissen Gift, aus Tugend abstoßende Muster,
Sie führten in die endlosen Zyklen des Begehrens
Und führten schließlich in ihr unausweichliches Verhängnis.
Unter ihrem Einfluss wurde dort alles durchgeführt,
Ihr Reich findet sich dort, wo das eigne Leben wertlos ist,
Dem aufgeblähten Ego bedingungslos gehuldigt wird,
Wo immer Liebe, Achtsamkeit und Weite fehlen,
Nehmen diese betrügerischen Macher ihr Werk auf.
Im Zwielicht der Natur lauern sie unerkannt.
Hier gehorcht das trübe primitive Herz
Den verhüllten Suggestionen ihrer Versprechen,
Und benutzen die Vernunft als irrationale Kraft.
Die Mächte aller Welten haben hier ihren Zugang.
In ihren Bereichen folgen sie dem eigenen Gesetz,
Als Fremdlinge der Erdnatur müssen sie ihre Wege finden,
Ob Fremde oder Gegner, sie müssen sich vereinen.
Sie müssen kämpfen und vertragen sich doch nicht.

Unser Mental sucht unablässig nach Erkenntnis,
Bis das Geheimnis an ihrer Quelle erkannt wird.
Die höchste Wahrheit ist noch weit entfernt,
Eine mächtige Hand zieht dann den Schleier zurück,
Um Einsichten den Weg für ein größeres Leben freizugeben.
Erst dann endet der trügerische Einfluss dieser kleinen Art.

11.8.24

Big Bang im Äther

Seit Anbeginn des Lebens dieser Erde,
Erscheint sie als eine brutale Maschine,
Die sich langsam nur und unvollständig demaskiert.
Eine Gottheit sitzt teilnahmslos auf ihrem Thron
Sie unterbricht ihr Schweigen nicht und lässt den Gegensatz zu.
Ein Satz sanktioniert den Gegensatz nur aus menschlicher Sicht.

In einem Wirbel der unendlichen Leere wurde der Spirit
Zur Materie und dreht sich im Gewimmel mit,
Wird zum Massen-Phänomen sichtbarer Formen ohne Seele,
Wird aufrecht erhalten durch der Gottheit Schweigen.
Anfangs war niemand da, der sehen oder fühlen konnte.
Dann machte sich ein kunstfertiger Zauberer ans Werk.
Er befestigte die Angelpunkte tief in der Materie,
Setzte ohne Denken die unerlässlichen Ideen um,
Schmiedete sich den Willen nach dem höchsten Unbekannten.
Bewusstsein ist im Grunde der Natur verborgen.
Zuerst war nur ein Äther da, der den Raum ausfüllte,
Der sich in Vibrationen ausdehnte und zusammenzog.
In einem Punkt entfachte sich ein ätherisch' Feuer,
Aus dem die Sterne als Funken geschleudert wurden.
Ein Ozean der Energie formte seltsame Wellenteilchen,
Die in ihrem Tanz eine solide Ordnung fanden,
Und mit unvorstellbarer Gewalt im Kern des ersten Atoms
Die Energie und Masse des Universum einschlossen.
So wurde diese unmögliche Erde möglich gemacht,
Ein augenfälliges Wunder einer beeindruckenden Show.
So erscheint es wenigstens dem kühnen Wanderer,
Der sein Denken nicht als Richter der Wahrheit sieht,
Sondern aus seiner Sicht sich subjektiv als Zeuge gibt.

11.8.24

Große Bühne

Das Wissen ist ein Körper zeitbedingter Mächtigkeit
Und erscheint bühnenreif als Schauspiel der Natur.
Noch einmal wagte sich der Wanderer in die Gefahr
Bahnte sich einen Weg durch das Chaos seiner Zeit,
Umstellt von dem Geflüster flackernder Geister,
Bedrängt von Zaubereien missgünstiger Kräfte.
Ein körperloses Flüstern wanderte an seiner Seite,
Ein gespenstisches Funkeln von schattenhaften Gestalten.
Seine einzige Zuversicht war die Flamme seines Spirits.

Ein Traum erwachte im Herzen der Materie,
Ein Lebenswille regte sich im Staub des Unbewussten,
Eine Laune des Lebens ließ die Zeit erzittern,
Unendlich klein in einem toten Winkel.
Ein feiner Atem belebte die starren Formen,
Ein festgelegter Rhythmus in der Welt erwachte.
Die Schlangenkraft entrollte sich an der leblosen Basis,
Und Lebenskeime formten sich im Plasma der Zellen.
Ein Leben war geboren nach den Gesetzen der Materie,
Es wiederholte sich das Paradox, das zur Geburt verhalf.
Ruhelose und unbeständige Beständigkeiten
Kehrten im Fluss der Zeiten unaufhörlich wieder
Und absichtsvolle Regungen in Formen ohne Denken
Verrieten das Seufzen eines eingesperrten Willens.
Hilflos und undeutlich kamen Freude und Schmerz,
Durchbebt von der ersten Regung einer Seele.
Eine Hoffnung zeigte sich in der Schönheit tiefer Freude,
Herzschläge einer Welt, die von nichts wussten,
Durchliefen ihre schläfrige Trägheit und lösten
Ein vages Beben aus, ein umherirrendes Pochen,
Als ob geheimnisvolle Kräfte die Augenlider öffneten.
Eine innre Gottheit erwachte noch halb im Traum.
Keine Stimme erhob sich, keine Regung zeigte sich.
Allmählich zitterten die Sinne und Gedanken spähten aus
Und zwangen die Form zu einem wachsenden Bewusstsein.
Die Magie wurde aus einer unbewussten Form gehoben,
Ihre Vibrationen antworteten rhythmisch und rasch,
Und stimulierten Hirn und Nerven zu Wachstum
Und erweckte an der Basis die Identität des Spirits
Und entzündete im Körper das Wunder
Von des Herzens Liebe und der Seele Zeugenblick.
Angetrieben durch einen verborgnen Willen,
Brach ein ungeheurer Werdedrang hervor
Und die zweifelhafte Saat für künftige Formen
Erwachte aus der unbewussten Ohnmacht.
Eine Tierschöpfung kroch aus der Pflanzenwelt
Und rannte erst und flog dann durch die Lüfte,
Gejagt vom Tod und doch nach Leben lechzend
Und froh zu atmen, wenn auch nur für eine kurze Weile.
Der Mensch wurde geformt aus einem primitiven Tier.
Ein Denk-Mental erwachte und stimulierte die Intelligenz,
Die sich zwiefältig zeigt, als Zeuge halb und als Maschine.
Die Feder tausendfacher Mechanismen wurde aufgezogen
Für die Initiative eines tastenden genialen Mechanikers.
Erstaunt über die selbstvollbrachten Wunder,
Stand er mit Verwunderung vor seinem ersten Automat.
Nachsinnend lernte er zu handeln nach bewusster Regel,
Ein dienlich Maß lenkte seine gleichbleibenden Schritte.
Der Materie nötigte er sein mustergültiges Gesetz auf.
Dann schuf er aus dem chemischen Plasma der Zellen
Einen denkenden Körper halbbewusster Art.
Eine menschliche Liebe, die nicht bestehen konnte,
Mottenflügel eines Egos, erschienen als Oberflächenglanz,
Der heute noch besteht und im Theaterspiel uns blendet.

Unverständlich dreht sich diese riesenhafte Welt
Im Schatten grüblerischer Schulen der Wissenschaft,
Die den Schlüssel birgt zu inneren Betrachtungen,
Doch verschließt sie noch das Herz der ungehörten Stimme.
Das Mental studiert die äußeren Gesetze durch das Denken,
inspiziert die Lebensschritte und sieht den Ablauf der Natur,
Sieht aber nicht, wofür sie wirkt oder warum wir leben.

Auf dem dunklen Boden der mentalen Unterhaltung
Wird mühsam nur ein fragmentarisch Ganzes errichtet.
Undurchdringlich, mysteriös, absurd ist dieser Plan,
Seine Harmonien sind Missklänge für die Bestechlichen,
Denn wir sehen nur den Saum der weiten Brandung.

Unsere Instrumente spiegeln nur das, was wir sehen wollen,
Unser Wille stimmt nicht überein mit dem ewigen Willen,
Der Blick unseres Herzens ist getrübt, doch leidenschaftlich,
Unfähig der Dinge Pulsschlag unmittelbar zu fühlen.
Die Vernunft kann das Meer des Lebens nicht ausschöpfen,
Sie zählt zwar seine Wogen und überfliegt den Wellenschaum,
Kennt aber nicht der Kräfte Grund, die zur Bewegung führen,
Sie sieht nicht, wohin die eilende Flut sich wälzt.
Sie trachtet nur danach, ihre Mächte zu kanalisieren
Und ihren Lauf für menschliche Zwecke auszunutzen.
Unsichtbar wirken die ungeheuren Energien
Und unser Anteil daran sind winzige Rinnsale.
Unser Mental lebt weit entfernt vom Ursprung,
Es erfasst nur zweifelhafte Bruchstücke der Wahrheit
In einer kleinen Ecke der Unendlichkeit,
In Einbuchtungen eines weiten Ozeans.
Die Werdeprozesse unsrer Erde sind bekannt,
Die Herkunft unseres Mentals ist nicht zu fassen,
die Gedanken spiegeln sich in den Neuronen,
Doch sind die Leiterbahnen nicht die bewussten Kräfte,
Sie liegen tief verschlossen im Kern der Zellen und Atome,
Unsere Seelen werden bewegt hinter ihrem Vorhang.
Die Höhlenbewohner des halb bewussten Mentals
Sind schlecht ausgebildet und stotternde Dolmetscher,
Geeignet für die Routine, doch nicht für die große Bühne.
Verborgen in den dunklen physischen Mechanismen,
Übertragen sie die aufgefangnen Morsezeichen
Der kosmischen Botschaft im beschwingten Tonfall.
Ein Flüstern drängt ans innre Ohr des Lebens
Und hallt zurück aus dunklen Höhlen,
Die Sprache und das Denken überschlagen sich,
das Herz vibriert, Nerven und Muskeln folgen dem Ruf.
Alles ist ein zeitgleicher Austausch von geheimen Mächten.
Eine denkende Puppe ist der Geist des Menschen,
Seine Bewegung ist das Werk elementarer Kräfte,
Die das Menschenleben antreiben im bitter-süßen Takt.
Wir werden wie Puppen hundertfach herumgestoßen
wir fühlen den Stoß, doch nicht die Hände, die drängen.
Niemand sieht die maskierte Truppe, für die
Unser Figuren-Selbst nur eine Marionette ist.
Unser Ringen ist ein Schauplatz zur fremden Unterhaltung,
Agenten unbekannter Geister treiben die Dinge an,
Wir dienen unbemerkt einer größeren Macht.
Anankes Automaten, die den Zufall steuern,
Sind fehlgeleitete Kanäle eines ungeheuren Willens,
Werkzeuge eines Unbekannten, die uns für sich benutzen,
Ausgestattet mit der Macht im niederen Zustand der Natur.
Sie steuern das Handeln der selbst getäuschten Sterblichen.
Sie schmieden das Verhängnis in der Schludrigkeit der Zeit
Und reichen Menschenleben durch von Hand zu Hand
In einem willkürlichen, meist hinterhältigen Spiel.
Einfältige Flüsterer des unwissenden Herzens sind
Diese Mentoren und werden als Beweger selbst bewegt
Von hasserfülltem Denken und seichten Emotionen.
Diese agilen Blendwerk-Macher mit ihren Masken,
Diese Kulissenschieber im menschlichen Theaterspiel,
Sind stets listig beschäftigt hinter den Kulissen.

Wir sind nicht fähig, unser eignes Schicksal aufzurichten,
Wir rezitieren nur als Schauspieler und spulen Rollen ab,
Und ist das Stück vorüber, treten wir ab.
Dies ist das Alltagsleben der niederen Natur
Und solang der Mensch noch Tier vor Herren ist
Muss er vor schwarzen Röcken zu Kreuze kriechen
Oder den Purpurträgern als Sklave dienen.
Seit das Bewusstsein auf der Erde geboren wurde,
Ist Leben dasselbe im Insekt, im Affen und im Menschen.
Falls neue Pläne, reichere Einzelheiten sich zeigen
Und Denken zunimmt und Sorgen geringer werden,
Bleibt des Menschen Anlage doch mittelmäßig und gering.
Eine grobe Zufriedenheit verlängert nur den Zustand.
Seine kleinen Erfolge sind ein Scheitern für die Seele,
Seine Vergnügungen betonen die häufigen Kümmernisse.
Mühsal und Plage sind der Preis, den er fürs Leben zahlt,
Sein letzter Lohn ist dann der Sold für Sarg und Tod.

Und wäre dies alles, könnte man leicht erklären,
Das Dasein sei ein Zufall im Ablauf einer leeren Zeit,
Eine Täuschung, ein Komödie oder eine Laune.
Alles scheint unwirklich oder existiert zum Schein,
Unzureichend für die Mächtigkeit der großen Bühne,
Kreisend auf einer Umlaufbahn des seelenlosen Universums.
Die Religion zieht bei diesem sichtbaren Bankrott
Ungedeckte Schecks auf das Endgericht.
Dort soll die Armut ihre Wiedergutmachung erfahren.
Doch ist dies nur ein unsinniger leicht durchschaubare Entwurf,
Eine Sichtweise eines täuschenden-getäuschten Mentals,
Ein früher und misslungener Rettungsversuch.

Das Wissen endete nicht mit überlieferten Geschichten,
Es gibt ein tiefres Sehen, das von innen kommt,
Das von den alten Mentalbezirken unberührt bleibt
Und sich auf anderen Höhen der Wahrheit öffnet.
Tief im Herzen regen sich lautere Absichten,
Die Schranken brechen und wir tauchen in Unendlichkeit.
Dann öffnet sich ein Tunnel zu einem Werk, das göttlich ist.
Nicht alles ist die Folge einer blind gewordenen Natur.
Es gibt ferne Gedanken und versiegelte Ewigkeiten,
Ein magisches Motiv bewegt die Sterne und die Sonnen.
In diesem Gang durch eine selbstermächtigte Führerschaft
Wartet eine mächtige Übernatur auf ihre Zeit.
Die Welt ist anders, als wir heute sehen oder denken,
Unser Leben ist ein tieferes Mysterium als wir glauben,
Unser Mental ist die Zündung eines Größeren Werkes,
das auf unsre Seele wartet jenseits der kleinen Tümpel.
Es drängt in diesem ablenkungsreichen Theater
Eine Göttlichkeit immer neu und unsichtbar ans Licht.
Eine reine Leidenschaft fließt durch den Raum der Seele
Das in dem Kind auf Wegen und in Wäldern spielt
Und später nur noch selten an die Ewigkeit mahnt.
Im hermetisch versiegelten Herzen bereitet sich indes
Die Schatten-Seele vor zur ungeahnten Metamorphose.

11.8.24

Befreiung in ein größeres Leben

Der Wanderer entrann der Welt der grauen Herrschaft,
Wo er in dämmrige Wände eingeschlossen war,
Er sah im blassen Schein die Öffnung eines Fluchtwegs
Und spürte den Hauch einer frischeren Luft.

Seine neue Reise führte ihn in eine ungewisse Gegend,
Wo das Leben flüchtig war wie eine Episode.
Er gelangte an einen weiten schattigen Ort,
Wo er kurz innehielt und träumend in die Ferne sah.
Er trat in einen Garten auf einem erhobenen Plateau,
Voller Schönheit und mit dem Zierrat dunkler Zeichen,
Deren Botschaften leidenschaftliches Begehren weckten
Und ihn auf Wege durch blühende Beete führten.
Er pausierte hier, um eine zarte Szene festzuhalten
Und zeichnete in abstrakter Kunst mit knappen Linien,
In einem kargen Licht vor einem matten Hintergrund
Ein erstes Glühen am Himmel vor dem Morgen,
Ein intensives Feuer, das noch nicht entfacht war
Und sich ausbreitend die Andeutung des Tags verkündete.

Ätherische Geschöpfe wurden angelockt,
Sie kamen in das Bild mit unsichtbarem Flügelschlag,
Doch waren sie zu göttlich, um festen Boden zu betreten,
Sie wollten das Los der vergänglichen Dinge nicht teilen.
Das Leben war ein Suchen, doch ohne ein Finden.
Die Dinge schienen das zu sein, was sie nicht völlig waren,
Symbole verbargen jenen Sinn, den sie behaupteten;
Blasse Träume wurden wirklich, doch verschwanden bald.
Verirrte Geister rannten hoffnungslos umher.
Nichts war solide, alles war ohne feste Basis.

Etwas schien schließlich doch erreicht zu sein.
Ein wachsender Wille zu einem Lebenswerk,
Ein Text des Lebens und die Grafik einer Kunst,
Ein Manuskript der Taten, ein Lied bewusster Form,
Komponiert vom Leben selbst in rhythmischer Weise.
In einer kurzen Freude, die Unsterblichkeit versprach,
Konnte ein Wort eine unumstößliche Wahrheit verkörpern
Das wie von selbst aus der Seele brach.
Eins Schattenring des Absoluten fiel auf sein Leben,
Ein Glanz von Wissen aus intuitiver Sicht,
Eine Leidenschaft des verzückten Augenblicks.
Die Seele konnte den Sinn der Form erhaschen.
Emporgehoben von der Erkenntnis-Flamme,
Konnte sie sich im Äther der Göttlichkeit bewegen.
Dies verlieh seinem Schicksal eine souveräne Macht,
Die sichere Erkenntnis einer Verheißung,
Die sich zeitlos in den Dingen erfüllen soll.
Inkarniert in das Geheimnis langer Tage,
Stieg der Wanderer auf einer Traumleiter empor
Mit endlos scheinenden Möglichkeiten,
Für immer bewusst in einer Trance des Seins.
Alles stieg auf dieser Leiter seinem Ziel entgegen
Und beständige Übergange machten die Reise
Zu einer Pilgerreise der Natur zum Unbekannten hin
Mit einem ungewissen Ausgang für die Rückkehr.

Bei diesem Aufstieg zu seiner verlorenen Quelle,
Hoffte er alles zu erreichen, was jemals sein könnte,
In einem Prozess von Sicht zu größerer Sicht,
In einem Entwicklungsgang von Form zu reicherer Form
Mit zunehmender Kraft der Klarheit im Denken.
Er hofft auf Befreiung einer schöpferischen Tat
Die Kluft zu überspringen, die den Fortgang behinderte,
Die Wunde der Trennung von der Wahrheit final zu heilen,
Dem Gefängnis der sinnlosen Augenblicke zu entrinnen
Und die weite Erhabenheit des Ewigen zu treffen,
Der hier zerstückelt im bekannten Raume liegt.
Er näherte sich dem, was nie erreichbar schien.
Die Ewigkeit schien in einer Stunde eingeschlossen
Und die kleine Seele war erfüllt mit hohem Glück.
Er nahm den formlosen Einwohner in allen Formen wahr
Und fühlt sich umarmt von Nähe ohne Trennung.
Er ward dazu gedrängt, das Ungeoffenbarte zu enthüllen,
Zu folgen einem sublimen rationalen Plan und
Die Mittel zu erfinden aus den Quellen magischer Kunst.
Er wusste selbst nicht, was er bisher getan hatte,
Denn alles wurde geschmiedet hinter einer Maske,
Die den Anschein eines Tricks der Illusion vermittelte,
Einer zeitgesteuerten vorgetäuschten Wirklichkeit.

Seine Tollkühnheit und sein Delirium der Freude
Waren sein Gesetz des Werdens und seine Ressourcen.
Obwohl er dauerhaftes Glück nicht kennt,
verschwendet er kunstreiche Bilder seiner Einsicht.
In tausend Ausdrucksweisen schuf er eine Welt,
in der die Formen eine neue Matrix bilden.
Als Jäger spiritueller Fakten, die er magisch aufschloss,
Ergriff er in der Vorstellung ein jedes Ding und sperrte sie
Als bunte Paradiesvögel in den Käfig seiner Verse ein.
Er fand den Schwung der Grundsubstanz und nutzte sie
Und folgt dem Ruf der leisen Stimme einer Göttin.
Auf jeder Ebene fand er Inspiration zu weiterem Fortgang.
Als Hüter des Feuers, das die Sonnen entflammt,
Triumphierte er im Schatten der göttlichen Mächte.
Beherbergt im Atom, vergraben in der Scholle,
Kann diese schöpferische Leidenschaft niemals enden.
Die Unwissenheit ist eine lange menschliche Plage,
Ihre kosmische Ohnmacht eine gewaltige Phase,
Doch sind sie nur verhüllt in menschlicher Zeit.

Wie mit einem Zauberstab, ruft er immer wieder
Unzählige Wesen und Gestalten neu hervor,
Die als Fackelträger einen prunkvollen Zug bilden,
Um den dunklen Weg der lange Reise zu erhellen.
Die Sonnen und Planeten sind Lampen am Wegesrand,
Die Gedanken sind die Laterne der Vernunft,
Die Sinne sind die vibrierenden Zeugen
Und mahnen ihn an die verlorene Ewigkeit.
Seine Absichten und Taten erweisen sich als Rätsel,
Das sich in einem Prisma in tausend Farben bricht.
Jeder Meistergedanke führt ihn zu einer Tat,
Und jede Tat ist ein Symbol und Zeichen,
Und jedes Symbol birgt eine große Macht
Und offenbart sich in der Form als kopierte Wahrheit.
Doch auch in diesen Weiten baute er sich eine Hütte,
Eingegrenzt in engere Breiten mit begrenzter Aussicht.
Diese Region grenzt eng an unser eigenes Land,
Ihre Geschöpfe vollenden all das, was wir nur beginnen,
Sie folgen der unsichtbaren Führung ihrer Herzen.
Die Seele ist hier der Erbauer des eigenen Schicksals.

Manche verschreiben sich dem Vorteil einer Täuschung
Und führen Kriege, sei es für Himmel oder Hölle,
Als Kämpfer des Guten dienen sie selbstlos,
Als Streiter des Bösen erhalten sie den Sold für Übeltaten.
Denn Gut und Böse besitzen überall die gleiche Währung
Wo immer Wissen ein Zwilling ist von Gut und Böse.
Alle Mächte des Lebens streben nach ihrer Gottheit
In der weiten Kühnheit der eigenen Atmosphäre.
Jeder baut seinen Tempel und verbreitet seinen Kult,
Und auch die Sünde ist hier eine gelobte Tat.
Sie bekräftigen die Herrlichkeit ihres eigenen Gesetzes,
Beanspruchen das Leben als ihre machtbegehrte Domäne,
Erobern den Thron der Welt und legen sich die Robe an.
Ihre Anbeter verkünden im Schwur ihr heiliges Recht.
Die Falschheit ehren sie mit der roten Tiara,
Beten zum Schatten eines betrügerischen Gottes,
Liegen bei der Dirne Macht und huldigen ihrer Wünsche.
Am Altar der Weisheit sind sie Könige und Priester,
Ihr Leben opfern sie für ein Idol der Macht.
Sie machen sich die Welt zu einem glanzvollen Spektakel.
Selbst gewöhnliche Gestalten sind wunderbar gekleidet.
Was das Schicksal ihnen bringt, sie haben es verdient.
Dort ist Materie das Resultat der Seele, nicht ihre Ursache.
Im umgekehrten Gleichgewicht der irdischen Dinge
Wiegt das Grobe weniger, das Subtile mehr.
Von inneren Werten hängt der äußere Plan ab.
So wie dem ausdrucksvollen Wort ein Sinn innewohnt,
So spiegelt sich das Handeln in der Seele Wahrheit,
So verweist der größere Entwurf der Welt
Zwingend zurück zu einer inneren Macht.
Ein Mental, nicht eingeschränkt durch äußere Sinne,
Mit Zahlen unwägbarer Einwirkungen ausgestattet,
Überträgt die heftigen körperlichen Auswirkungen
Auf lebendige und unsichtbare Mächte, die sich enthüllen.
Das Okkulte ist hier unverhohlen das Offenkundige
Und verwirklicht in eigener Währung das Unbekannte.
In der Gemeinschaft von zwei sich treffenden Geister
Sieht Denken auf Denken und bedarf keiner Sprache.
Weit entfernte Herzen bleiben sich nah vertraut,
Ihre Stimmen hallen über die Küsten fremder Meere.
Doch gibt es auch hier kein äußerste Geeintsein.
Es gibt ein Abgesondertsein der Seele von der Seele,
Ein innerer Wall von Schweigen kann errichtet werden,
Das Wesen kann sich verschließen und einsam sein.
Es gibt keine Identität und keinen Frieden in Personalunion.
Noch ist erst alles halb und halb erkannt.
Noch lebt niemand im Wunder des Überbewussten;
Unerkannt, selbstsverhüllt, verborgen bleibt der Ursprung.
Mittlere Begriffe umfassen Worte, Zahlen, Zwischensummen.
So leben sie in einem aufsteigenden ungewissen Raum.
In diesem Raum eines vieldeutigen Lebens
Wurde der Wanderer sich selbst zum Rätsel
Und alles sah er als Symbol, deren Sinn er finden musste.
Er jagte nach der dauerhaften Wonne endlos weiter
Und ahnte halbbewusst den weiten Ursprung aller Dinge.
Dann zog er sich zurückzog aus irdischen Belangen,
Da ein starker Zug vom Unbekannten ihn erfasste.
Ein größerer Zusammenhang eines befreiten Denkens,
Führte ihn zur Erkenntnis weiterer sicherer Zeichen,
Um schließlich dechiffriert ihre Bedeutung zu erfassen.
Wie jemand, der einen unlesbaren Text verstehen will,
Untersuchte er die fein verwickelten seltsamen Stränge,
Die Hinweise von verdecktem Satz und Gegensatz
Und folgte der Spur im monströsen Wüstensand der Zeit.
Er erforschte die Charade der Handlungsmuster,
Erfasste die tänzerische Phantasie der Schreiber,
Irrte im Labyrinthengang und in komplexen Mechanismen,
Erforschte Nebenwege gesäumt mit Wortungetümen
Und jagte täuschender Vermutung nach.
Schlüsselworte fand er stets, doch keine Schlüssel.

Leuchtende Rätsel in der Nacht der Sterne
Entzündeten die Leuchtgewitter von Romanzen.
In einem plötzlichen Funkensprühen der Überraschung
waren Silben in klangvollen Stimmen zu hören
Und okkulte Diagramme gaben ihre Gesetze frei.
In grüner Wildnis mit eilig singenden Bächen,
Ergriffen ihn die unsichtbaren Flügel der Dichter-Hoffnung,
Der Glanz von Blau und Gold und Scharlach-Feuer,
verzauberten die moosbedeckten Pfaden eines Feldwegs.
An stillen Seen fand er das Glühen reifer Früchte,
Der Schönheit Muse mit blühenden Träumen.
Als wäre ein Wunder voller Freude durch sein Herz gerollt,
Beobachtete er im alchemistischen Erstrahlen
Den purpurroten Aufbruch einer Rosen-Knospe
Am Opferbaum der spirituellen Gnade.
In schläfriger Dämmerung eines Mittags sah er,
In fortgesetzter Wiederholung mancher Stunden,
Des Denkens Libellentanz auf dem Strom der Gegenwart,
Dahinfliegend über das Rauschen eines Weizenfeldes,
Und er hörte die Glöckchen am Fußgelenk der Phantasie.
Verwirklicht war dort, was wir hier denken und fühlen,
Selbstgestaltet war dort, was hier mühsam gemacht ist.
Als Kamerad der Stille stand er auf lichten Höhen,
Und bestaunte die fernen Gipfel der Einsamkeit,
Sah Adler in die ferne Unendlichkeit entschwinden
Und dachte ihre Gedanken in ihrem Flug der Eleganz.
Als Zeuge war er überwältigt von diesen Szenen,
Erbebte in ihrer reichen und subtilen Kunst.
Er fühlte den jähen Willen in der Dinge Herzen,
Der mit hartem Griff das Schicksal knetet
Und das Elend und Entzücken als Zündstoff nutzt.
Er nahm in diesem Glück den Spirit wahr,
Der in den erscheinenden Dingen stets präsent ist;
Auf dieser Erde ist der Spirit des Lebens Schlüssel,
Doch nirgends zeigt sich auf der Außenseite seine Spur,
Sein Stempel ist kaum auf den Taten zu entdecken,
Sein Pathos ist ein verlockendes Versprechen.
Das Leben deutet nur des Spirits Wirken an,
Doch seine Geschichte ist noch nicht geschrieben.
Wie in einem bruchstückhaften halb verlorenen Entwurf,
Entziehen sich die Zeichen dem suchenden Auge.
Das Denken lebt noch weit entfernt von dem wahren Sinn.
In seinem verzeichneten Entwurf wird er nicht entdeckt.
Vergeblich hoffen wir, seine wirren Zeichen zu lesen
Und hoffen vergeblich auf seine letzte Entzifferung.
Unsichtbar, ein Gefangener im eignen Haus,
Lauscht der Spirit, verloren in der Herrlichkeit des Traums
Und versteckt sich im epischen Gedicht in tausend Stimmen.
Ein zarter Zauberstreich stahl sich in des Wandrers Herz,
Eine feurige Magie tingierte ihn mit Tönen und mit Farben,
Doch weckte dies nur einen kurzen Schauer,
Ausbleibend war die letzte Antwort für die Seele.

Schließlich blieb der Wanderer auf trostloser Straße zurück,
Verloren in der Echo-Höhle einer toten Hoffnung.
Er hielt die Atmung an und verweilte bei den Noten
Und fragt nach der Zukunft weiterer Abenteuer.

Es gibt ein Glück zu leben, eine Freude im Versagen,
Ein Glück im Suchen, auch wenn das Gefundne trügt.
In seinem bezwungnen Herzen lebt eine göttliche Stärke,
Die den Durchgang ahnt zu einem neuen Bewusstsein,
Das Todeslied verwandelt in Töne der Unsterblichkeit.
Auf halbem Weg verhallt ein harrend Wort,
Ein Murmeln verklingt in der Stille der Ewigkeit.
Ein reiches Zwischenspiel beansprucht ganz das Ohr,
Das Herz hört zu und die Seele willigt ein.
Ein Vers beginnt im Takt von neuem immer wieder,
Und verschwendet seine Energie an die zerrinnende Zeit.
Doch hier ist ein Riss, hier hält oder sinkt die Lebenskraft,
Ein Defizit lässt alle Kunst der Zauberei verarmen.
Drum möchte er den Glanz des Absoluten hierher bringen,
Das Gleichgewicht in schöpferischen Rhythmen halten,
Die Ruhe des Gemüts auf dem Meer mit Seligkeit vermählen.
Er möchte das Feuer des Phönix in die Zeit rufen,
Des Körpers Freude lebendig machen wie die der Seele.

Ein Halb-Gott, hervorgegangen aus einem Primaten,
Beschwört ein größeres Leben und ist überwältigt
Von einem unlösbaren Paradox, das ihn verfolgt.
Seine knappe Energie verliert Elan und Schwung,
Seine Müdigkeit lässt seine Bedeutung sinken.
Obwohl er in sich den Wegverlauf der Dinge trägt,
Ist sein Wissen nur partiell, seine Absicht fraglich.
Ein bleiernes Nichtwissen macht sein Denken schwer,
Eine Ohnmacht drückt sein Wesen nieder,
Ein begrenzendes Gefühl begleitet sein Können
Und nirgends ist Frieden oder Freude gesichert.
Unser Wesen muss sich ewig durch die Zeit bewegen,
Der Tod hilft nicht, vergeblich ist die Hoffnung auf ein Ende.
Ein geheimer Wille zwingt ihn auszuharren.
Er kann nicht enden, sein Ende ist das Leben ohne Tod.
Tod ist ein Durchgang, nicht das Ziel des Wanderers.
Ein unbekannter Antrieb treibt ihn weiter.
Seine Seele wird wie von einer unsichtbaren Leine gezogen,
Fortgetragen von Geburt hin zu Geburt, von Welt zu Welt,
Seine Taten setzen nach des Körpers Hingang
Die alte endlose Reise ohne Pause fort.
Kein Gipfel lässt sich finden, wo er dauernd rasten kann.
Wie weit er geht, wohin er sich auch wendet,
Das Rad der Werke läuft mit ihm und eilte ihm noch voraus.
Hundert Lebensweisen wurden vergeblich eingeschlagen,
Tausend Formen wurden glücksverheißend angenommen,
Und doch entkam er nicht der Monotonie im Lauf der Zeit.
Im Zyklus entstehen Dinge neu, die bald den alten gleichen.

Das Evangelium und letzte Höhepunkt der Einsicht,
Die frohe Botschaft eines Allheilmittels für alle Übel,
Das beste Denkgerüst für alle Höhenflüge
Sind Fanfarenklänge für die Erschöpften auf der Reise.
Jede Idee erhebt den Anspruch, der letzte Inbegriff zu sein.
In der Summierung aller geschaffenen Dinge
Erscheint das Dasein als ein Akt eitler Notwendigkeit,
Als ein streitbares Ringen zwischen den Gegensätzen,
Als enge Umarmung im Wechselspiel der Farben.
Der Sieger muss unaufhörlich weiter springen.
Wir werden von einem vergessenen Selbst gejagt,
Von einem Spirit, den wir noch werden müssen.
Jede Regung wandelt sich in eine Handlungsmacht,
In ein Wellenkräuseln des Unendlichen.
Dem Ende folgt stets die Geburt als Geste der Ewigkeit.

11.8.24