LOGBUCH I

Alchemie in Labor und Natur

Vorbemerkung zu meinem ersten Logbuch

MeditationDieses Logbuch ist ein Experimentierfeld in Form und Inhalt meiner täglichen Betrachtungen. Ich laboriere hier wie ein Alchemist und extrahiere, fermentiere und destilliere im übertragenen Sinn. Die Ergebnisse fülle ich als meine Essenzen in diesem Kanal ab.
Was verfolge ich mit diesem Logbuch? Wer unterwegs ist, sei es auf einer großen oder kleinen Reise, hält gern Wegmarken fest. Ich steure wie ein Navigator mein Boot, weiß oft nicht, wo ich lande. Zuweilen geht es auch durch Brandungen, denn die Zeit ist wieder besonders irre und ich muss darauf gefasst sein, dass hinter der nächsten Biegung drei Idioten ihre Messer wetzen.
Mein Logbuch dient also in erster Linie der eigenen Navigation. Da ich ein schlechter Schüler bin, will ich auch kein Lehrer sein. Und doch lerne ich gern von anderen, wenn sie ungewöhnliche Wege eingeschlagen haben; ihnen seien diese Zeilen gewidmet und wenn meine Aufzeichnungen auch eine Quelle der Inspritaion sein können, dann haben sie ihren Zweck nicht nur für mich erfüllt.
12. Sept. 22

Aphorismen

Nirvana

Formen ändern sich ständig, manchmal schnell und dynamisch wie tosende Wellen, mal sanft und zitternd wie das leise Kräuseln auf dem See im Morgenwind. Werden die Gedanken leiser, die Emotionen still, der Körper ruhig, dann nähert man sich der Windstille des Nirvanas. Die Sorgen verfliegen, die Meinungen, Vorstellungen, Gedanken versinken im Nichts.
8. Sept. 22


Furcht und Wille

Was man fürchtet und worüber man brütet, was sich endlos im Kopf dreht, hilft nicht weiter. Was der Wille an der Oberfläche des Tagesbewusstseins fürchtet, will er doch die ganze Zeit darunter. Das Unterbewusstsein ist mächtiger als die wache Kraft des Intellekts. Doch über dem Wachbewusstsein wartet eine Macht, die stärker ist als das Tages- und Unterbewusstsein zusammen. Diese Macht ist ruhig, still, unscheinbar und liegt wie das Nichts im Koma; sie zeigt sich nur selten wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
11. Sept. 22


Aurora

Am Himmel des Nordpols scheint ein geheimnisvolles Licht. Eindrucksvoll in der Dämmerung taucht es das Land in eine glühende Lumineszenz. Es scheint ein Licht der Sehnsucht und Hoffnung. Es ist als wäre die Zeit endlich gekommen, um das Versprechen dieses mysteriösen Lichtes, dieser Aurora borealis, wahr werden zu lassen. Es ist der Gesang der chthonischen Sänger des Nordens. Thors Hammer will den Sieg. Lichtfunken sprühen vom Ambos, wenn sein Hammer niederschlägt. Die Götterdämmerung in Kunst und Religion endet jetzt. Der verderbliche Einfluss der falschen Religion aus der Wüste des fernen Südostens ist am Vorabend verglüht. Aurora verwandelt den Himmel in eine neue Verheißung zauberhafter Lichtfunken.
11. Sept. 22


Logik und Magie

Logik ist das zwingende Rüstzeug der rationalen Vernunft. Magie nutzt die Logik der Vernunft als Mittel der Gestaltung. Sie überschreitet aber gegebenenfalls die Vernunft durch Erkenntnisse aus anderer Quelle und erscheint der Vernunft dann als Wahn.


23. Sept. 22

Glaube an das Pharmakon

MohnblüteDie Medizin beruht auf Versuch und Irrtum. Der Arzt zielt mit einem Medikament auf eine Krankheit und trifft hier und verfehlt dort. Die Fehler kommen auf den Friedhof und schweigen, die Treffer werden geschätzt, berechnet und zu einer Wissenschaft systematisiert. So bleibt die Medizin im Grunde ein steter Versuch im guten Glauben und mit vielen Irrtümern - und nebenbei ein lukratives Geschäft der Pharmaindustrie.
Arzneimittel sind unentbehrlich geworden. Wir alle fordern sie. Unser Körper hat die Kunst verlernt, ohne Medikamente gesund zu werden.
Der moderne Mensch lacht nicht selten über den primitiven Aberglauben des indischen Hirten, der, vom Fieber befallen, sich in den kühlen Strom eines Flusses setzt und frei und gesund wieder aufsteht. Würde der gebildete Mann von heute dasselbe tun, ginge er zugrunde, nicht weil das gleiche Mittel den einen umbringt und den anderen heilt, sondern weil unser Körper vom Mainstream und so von unserem Verstand mit falschen Gewohnheiten unaufhörlich konditioniert wird.
15. Nov. 22

Uroboros - ein alchemistisches Emblem

Uroboros EmblemUroboros ist ein alchemistisches Emblem, das als Drachen oder Schlange dargestellt wird und sich selbst in den Schwanz beißt. Hier beißt ein oberer dem unteren den Schwanz beißt, wobwi der obere gekrönt ist. Ein Kreis wird gebildet, er dreht sich dynamisch, die Schöpfung ist initiiert. Wo ist der Schöpfer? Uroboros ist Schöpfer und Schöpfung in Einem, er beißt sich selbst in den Schwanz. Uroboros ist ein aus sich rollendes Rad und mit dem Rad identisch.
Alles ändert sich und alles dreht sich. Auch der Kosmos. Der Kosmos ist die universelle Ordnung aller Dinge, das eine Gesetz, aus dem sich alle weiteren Gesetze herleiten. Uroboros ist die Eins in der Zahlenreihe, mit der sich die übrigen Zahlen der natürlichen Reihe ergeben. Die Eins ist die erste Zelle der Evolutionsbiologen und der Mensch besitzt mit Variationen ihre DNA bis heute.
Die niedere Natur will gekrönt werden und strebt unbewusst nach der Krone durch Instinkt, durch Intuition, durch Erkenntnis und Erfahrung. Hilfe erhält die niedere Natur durch die höhere, durch Zugkraft und zunehmende Erhellung des Bewusstseins. Uroboros ist Gesetz und Freiheit in Einem, ist Zyklus mit Ei im Zyklus. Uroboros ist das Ding an sich der Alchemie, er ist das Emblem für alles in allem.
5. Nov.22

Evolution auf allen Ebenen

Evolution des MenschenIst die Evolution eine unveränderliche Folge gleicher Erscheinungen oder gibt es ein evolutionäres Drängen als vorwärts gerichtete Wirklichkeit? Gibt es ein Anstieg von Entwicklungsmöglichkeiten oberhalb unserer normalen Reichweite, ein Aufflackern eines bewussteren Lebens, wenn zunächst auch nur bruchstückhaft und unvollständig? Die Biologie beantworte das Vorwärtsschreiten des Lebens bejahend. Das Aufflackern eines zunehmenden Bewusstseins ist in der ganzen Natur offensichtlich, wenn die Zeiträume nur groß genug sind. Kurzfristig gibt es auch Stockungen und Rückfälle.
Was ist der Sinn, das grundlegende Prinzip, die logische Folge einer derartigen Entwicklung? Die Biologie ist befangen im Rückblick der Evolution und nicht oder doch kaum geeignet für einen Blick in kommende Möglichkeiten. Die Schatten der Dunkelheit und Unwissenheit müssen für einen solchen Blick erst weichen. Die Antwort wartet auf die Starken, Abenteurer des Bewusstseins und Unerschrockenen; die Antwort wartet auf die Protagonisten. Die Zukunft wartet auf die Entdeckung größerer Erkenntnisse und umfassendere Erfahrungen. In der gewöhnlichen Schulbildung fehlt hierfür der tiefere Sinn und der echte Wille. Vom Blech der Theologen schweige ich ganz, denn außer dem Reim auf Verlogen lohnt sich keine weitere Erwähnung.
Ich schreite alleine vorwärts und halte es bis auf weiteres mit Paracelsus, dessen Motto lautete: niemand sei des andern Knecht, der für sich allein sein kann.
7. Dez 22

Das Gesetz der Resonanz

FraktalResonanz ist die Überlagerung von mindestens zwei Schwingungen unterschiedlicher Herkunft. Es kommt dabei zu einem neuen Schwingungsblock, einer neuen Vibration. Wenn Menschen zusammenkommen, geschieht das gleiche. Die Auren überlagern sich mehr oder weniger, man spürt eine neue Vibration, einen neuen Spirit, der harmonisch, inspirativ oder auch disharmonisch, erdrückend sein kann.
Es lassen sich grundsätzlich zwei Prinzipien der Resonanz unterscheiden, zum einen das Prinzip des Ähnlichen, das Simile-Prinzip und zum anderen das Prinzip des Gegensätzlichen, das Contraria-Prinzip.
In der Homöopathie wirkt das Simile-Prinzip. Hier kommt es zur Resonanz, zu einer günstigen Wechselwirkung, wenn ein homöopathischen Arzneimittel in seinem Gesamtcharakter mit einem Krankheitsbild weitgehend übereinstimmt. Im Idealfall löscht dabei das Arzneimittel die Krankheit vollständig aus.
Die traditionelle Pflanzenheilkunde nutzt das Contraria-Prinzip. Man stelle sich einen Schuljungen namens Hans vor. Er hat gerade eine Klassenarbeit vermasselt und wird von einem Mitschüler als Dummkopf gehänselt. Er ist niedergeschlagen und klagt zuhause das Leid seiner Mutter, der berühmten Hexe Gretel. Sie bereitet dem Jungen einen Johanniskraut Tee, um sein getrübtes Gemüt wieder aufzuhellen; sie hält sich an das Contraria-Prinzip. Gretel wäre keine Hexe, wenn sie nicht einen Schritt weiterginge. Sie holt aus ihrem Giftschrank ein Bündel getrockneter Pestwurz und reist in die Anderswelt, wo sie den kleinen Mobber mit den ätherischen Kräften der giftigen Pestwurz angemessen einseift, damit er seine Übeltat nicht wiederholt.


18. Jan. 22

Leben ohne Tod

FrauenschuhWas ist das, was man Tod nennt? Ist er die verdeckte Furcht, die bis zum Ende herrschen will? Ist der Tod die Maske des Terrors, der ultimative Zwang der Natur, dem keiner entkommt?
Die Natur antwortet auf diese Frage mit einem steten Wechsel der Formen in ihren Kreislaufprozessen. Man findet in der Natur lediglich kleine, mittlere und große Zyklen der Erscheinungen in einer dynamischen Zeit und alle Zyklen greifen ineinander. So entsteht das, was man Schicksal, Karma oder die Verkettung von Ursache und Wirkung nennt. Da wir in unserer begrenzten Sichtweise nur Ausschnitte erkennen, erscheint uns das Leben mit Anfang und Ende. Und wer möchte schon unsterblich sein in einem hundert Jahre alten Mantel?
In Wirklichkeit kennt die Natur keinen Tod. Der Tod ist lediglich ein Ausdruck für das „Stirb und Werde“, um „eine Formel“ von Goethe zu verwenden. Die Natur bringt das hervor, was wir Leben nennen und nimmt es wieder zurück, was wir Sterben nennen. Die Natur selbst ist dieses „Stirb und Werde“, sie ist der stete Wechsel der Lebensformen in Tag und Nacht. Die Natur schreitet voran von Erfahrung zu immer neuen Erfahrungen, von Erkenntnis zu immer neuen Erkenntnissen. Der Mensch ist aber in seinem jeweiligen Bewusstsein befangen und dadurch in seiner Erkenntnis beschränkt. Dadurch entsteht auch der Schrecken des Todes in unserem Bewusstsein als erste und letzte Täuschung. Am Ende müssen wir den Tod enttäuschen, dann erst endet seine tyrannische Macht, die mit dem Leben alles holen will.
13. Jan. 23

Saturn und die Sieben Wochentage

Ursprung und Tradition

Die Folge der Sieben Wochentage ist heute weltweit verbreitet, doch der Ursprung dieser Tradition liegt im Dunkel der Geschichte. Ich fasse hier die Erkenntnisse von Nils Oak in diesem Artikel zusammen und zeige in leicht nachvollziehbarer Weise, wie sich die Folge der Wochentage aus den Bahngeschwindigkeiten der sieben "klassischen" Planeten herleiten lassen. Die Fragen nach Ursprung und Alter dieser Tradition bleibt außer Betracht. Nils Oak bezieht sich in seinen Forschungen auf die Veden des indischen Subkontinents als wohl älteste schriftliche Quelle dieser Tradition.

Genesis entschleiert

Wir kennen alle das Narrativ der Genesis, das mir als Kind in etwa so beigebracht wurde: „Gott erschuf die Welt in sieben Tagen, und er begann an einem Montag mit den Sternen, es kam der Dienstag ... und am Sonntag war er fertig und ruhte." Geändert hat sich seither nicht viel, Gott scheint immer noch zu ruhen und seine Schafe schlafen. Die Welt hat sich gespalten in Lämmer, die grasen und Geier, die groß sind im Fressen. Die Erde gehört seither den Lämmergeier.

Flüchtiger Blick auf die Alchemie

Emblem der Alchemie Zur Einstimmung ein Emblem der Alchemie; es zeigt im Zentrum ein Heptagramm mit Sieben Planeten als Gottheiten und sieben zugeordnete Metalle. An der Außenseite des Heptagramm sind drei Dreiecke mit den Inschriften Corpus, Anima und Spiritus erkennbar, der physischen, seelischen und mentalen Ebene des Daseins. In den äußeren vier Ecken sind die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde als die wirksamen Prinzipien dieser Ebenen dargestellt. Das ganze Essemble der Alchemie ist hier versammelt. Auch die Quintessenz, die Akasha-Ebene, die Göttliche Essenz lässt sich mit intuitiver Sicht ausmachen. Die Quintessenz ist Ursprung und Quelle aller Dinge, es ist das Sein, in dem das Werden stattfindet. Sie kommt in der Gesamtschwingung des Bildes, der Aura, zum Ausdruck.
Die Abbildung ist eine künstlerische Glanzleistung; sie stammt von Basilius Valentinus aus dem Jahr 1611 und befindet sich in der Bibliotheca Hermetica Amsterdam. Doch zurück zu den Wochentage.

Zwei Voraussetzung für die folgende Herleitung

1. Ein Tag durchläuft 24 Stunden. Die 1. Stunde beginnt immer zur gleichen Zeit (lokal zum Sonnenaufgang oder global um 6:00 Uhr morgens). Die Stunden werden abgekürzt mit Std 1, 2, 3, .... 24
2. Ein Woche besteht aus 7 Tagen.
Die Wochentage werden wie üblich mit So, Mo, Di ... bezeichnet. Für die Folge der Wochentage werden die Bahngeschwindigkeiten der 7 klassischen Wandelsterne (Planeten) herangezogen. Es wird mit dem Planeten Saturn begonnen, da er der langsamste Planet ist; dann folgen mit zunehmender Geschwindigkeit die übrigen Planeten. In der Fußnote gebe ich die Quelle der Daten an. So ergibt sich folgendes Heptagramm:

Heptagramm

Man beachte: Von der Erde aus betrachtet sind Sonne und Mond "Wandersterne" und werden deshalb als Planeten bezeichnet, auch wenn das heute anstößig sein mag. Damit werden für Sonne und Mond die relativen Bahngeschwindigkeiten Erde-Sonne und Erde-Mond verwendet.
Alle Werte sind in folgender Tabelle zuammengefasst. In den sieben Reihen werden die Wochentage mit zunehmender Geschwindigkeit mit Saturn beginnend eingetragen. Die Spalten enthalten die fortlaufenden Stunden von 1 bis 24.

Planet Std Std Std Std Std Std Std Std Std Std Std
Sa 1 8 15 22 5 12 19 2 9 16 23
Do 2 9 16 23 6 13 20 3 10 17 24
Di 3 10 17 24 7 14 21 4 11 18 1
So 4 11 18 1 8 15 22 5 12 19 2
Fr 5 12 19 2 9 16 23 6 13 20 3
Mi 6 13 20 3 10 17 24 7 14 21 4
Mo 7 14 21 4 11 18 1 8 15 22 5
pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben pfeil nach oben

Folgt man in der Tabelle den 24 Stunden der jeweiligen Tage, so erkennt man leicht den Wechsel der Wochentage mit Sa --> So --> Mo --> Di ... also die heutige Folge der Wochentage.
Was zu zeigen war.

Fußnote/Quellen:

1. Valentinus Basilius, 1611, Amsterdam Bibliotheca Hermetica
2. Saturn: 9,68 km/s | Wiki -> Saturn Jupiter: 13,06 km/s | Wiki -> Jupiter Mars: 24,07 km/s | Wiki -> Mars
Sonne: 29,78 km/s (= Erde rel. zur Sonne) Wiki -> Erde
Venus: 35,02 km/s | Wiki -> Venus
Merkur: 47,36 km/s | Wiki -> Merkur
Mond: 1,022 km/s (rel zur Erde) | Wiki -> Mond
3. In den Veden werden wie in den westlichen Traditionen auch, den Planeten Gottheiten zugeordnet. In der Alchemie auch 7 Metalle:
Aber auch den Stunden werden „Stundengötter“ zugeordnet, was hier nicht berücksichtigt wird.
4. Planeten/Gottheiten:

Planet:
Römisch: Sol Luna Mars Merkur Jupiter Venus Saturn
Griechisch: Helios Selene Ares Hermes Zeus Aphrodite Chronos
Germanisch: Sol Manni Tyr/Ziu Odin Thor/Donar Frija ? (Saturn)
Metalle: Gold Silber Eisen Messing Zinn Kupfer Blei

Es ist beachtenswert, dass Saturn im Mittelalter häufig mit der Sense personifiziert wurde. Die Sense symbolisierte die Zeitlichkeit des Menschen, d.h. den Tod. Chronos, die griechische Entsprechung für Saturn ist gleichbedeutend mit Zeit. Von Chronos leitet sich die Chronologie ab, also die Berechnung der Zeitfolge, hier der Folge der Sieben Wochentage.

15.2.23

Medicus

FrauenschuhDie Arzneikunst ist für die Menschheit häufig mehr Fluch als Segen. Durch die technische Entwicklung wurden zwar neue Operationsmöglichkeiten eröffnet, die man nicht missen möchte, aber die Medizin untergräbt auch die natürliche Gesundheit des Menschen, vervielfacht Krankheiten und erfindet aus kommerziellen Gründen neue; sie schürt Angst, untergräbt die natürlichen Abwehrkräfte und pflanzt Abhängigkeit in Geist, Seele und Körper. Sie hindert uns, die natürliche Gesundheit selbst zu erhalten und im Krankheitsfall die Selbstheilungskräfte souverän auf den Plan zu rufen.
Wir schütteln den Kopf, wenn der Wilde seinem Medizinmann blind vertraut. Der Wilde findet heraus, dass er sich oft von einer Krankheit erholt, wenn er eine bestimmte Beschwörung wiederholt; dann glaubt er daran. Der zivilisierte Patient geht zum Arzt und stellt fest, dass ihm dies oder jenes Rezept geholfen hat; dann glaubt er daran. Wo ist der Unterschied? Man kann sagen, dass es der Glaube des Patienten ist, der in den meisten Fällen dem Mittel seine Heilkraft verleiht. Findet aber in der medizinischen Wissenschaft eine Heilung statt, so ist es evident, dass die Heilung aufgrund der ärztlichen Behandlung erfolgte, denn deren Erfolg wurde im voraus doppelblind erwiesen.
9. Okt. 22

Naturheilkunde in der Tradition von Hippokrates

HermesstabMedizihistorisch stand die Heilkunde mit Hippokrates in der antiken griechischen Tradition. Zur Goethezeit war Hufeland vielleicht die letzte große Autorität dieser Überlieferung, an die anzuknüpfen auch heute lohnt und in der Naturheilkunde auch vielfach getan wird. Danach wurde im Zuge der industriellen Entwicklung die Medizin von den Konzernen gekapert und zunehmend akademisiert und der Kommerz verwandelte die Heilkunde in eine medizinische Industrie, die von Krankeiten profitiert und in Wirklichkeit eine Krankheitsindustrie ist. Wirtschaft, Politik und die Posaunen der Mainstream-Medien bekämpfen im Gleichklang die Naturheilkunde heute massiv, denn diese Mächte verfolgen ihre eigenen Interessen. Nicht der starke, robuste, widerstandsfähige und souveräne Mensch ist ihr Ziel, ihr Nutzen und ihr Gewinn. Im Gegenteil. Der Mensch wird unaufhörlich mit den Sirenen der Propaganda irregeführt und mit schädlichen Medikamenten versorgt und überversorgt – immer im Namen der Gesundheit und durch Angstmacherei.
9. März. 23

Ein Gedicht

Ein Wanderer brach auf zum Treffen mit der Nacht;
Das Rendevouz fand statt im Abgrund;
Ein todlos‘ Feuer brannte tief in seiner Brust,
Der Wanderer umwarb ein dunkles fürchterliches Herz.
Er verließ die Herrlichkeit des klaren Geistes,
Die gelass‘ne Heiterkeit der frohen Stunden
Und reiste durch die Weite, blind und ohne Licht
Bis an das graue Ufer ihrer unwissenden Grenzen.
Er wadet durch den Schlamm der kalten Pfütze
und müde zieht sich diese Reise endlos hin;
Verloren in der Gottheit Glanz jenseits der Zeit,
Kommt keine Stimme seines alten Freundes.
Und doch weiß er, dass seine Spur im Sand
Der Pfad ist zur Unsterblichkeit.

Carl Orff und Luise Rinser - eine Erinnerung

Heute ist der 1. April 2023. Ich erstelle einen neuen Eintrag ins Logbuch für den laufenden Monat und bin glücklich, dass mir obiges Gedicht gelungen ist.
Ich erinnere mich an eine Begegnung mit Luise Rinser auf einem Alchemisten-Symposium vor etwa 25 Jahren in St. Gallen in einem kleinen Kreis. Luise Rinser plauderte aus dem Nähkästchen und meinte, sie sei lange mit Carl Orff befreundet gewesen und als sie ihn geheiratet hatte, gewann sie einen Mann und verlor einen Freund. Es ist ja bekannt, dass Menschen, die sich ganz der Kunst weihen, oft ein dürftiges, wenn nicht gar bedeutungsloses Leben führen.
Diese Erinnerung war Anlass für die Aufnahme eines Videos von 5 Minuten Länge. Auf YouTube fand ich eine Vertonung von „O Fortuna“, eine Komposition von Carl Orff aus den Carmina Burana. Die Komposition ist sicherlich sein bekanntestes und beeindruckendstes Werk. Ich spiele das Video auf meinem PC in einer Szene meiner Tempelecke.

Unter dem Video findet sich auch das Lied "O Fortuna" in lateinischer Originalsprache und in der Übersetzung von Ernst Buschor mit geringer Glättung von mir, um es lesbar zu machen. Die "Carmina Burana" sind eine Liedsammlung und fanden sich in einer Handschrift eines oberbayrischen Klosters und stammen ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert und davor. Es sind Lieder sehr unterschiedlicher Form und von ganz unterschiedlichem Inhalt. Sie sind teils kunstreich und teils ohne Rang, teils volkstümlich und spruchartig, es gibt Lieder der Trinker und Vaganten, Liebeslieder und anderes mehr.

Carl Orff - O Fortuna

Original in Latein mit Übersetzung

O Fortuna

velut luna
statu variabilis,
semper crescis
aut decrescis;
vita detestabilis
nunc obdurat
et tunc curat
ludo mentis aciem,
egestatem,
potestatem
dissolvit ut glaciem.

Sors immanis
et inanis,
rota tu volubilis,
status malus,
vana salus
semper dissolubilis,
obumbrata
et velata
mihi quoque niteris;
nunc per ludum
dorsum nudum
fero tui sceleris.
Sors salutis
et virtutis
michi nunc contraria,
est affectus
et defectus
semper in angaria.
Hac in hora
sine mora
corde pulsum tangite;
quod per sortem
sternit fortem,
mecum omnes plangite!

O Fortuna!

Schnell wie Luna
Wechselst Du Dein Angesicht,
Mal enthüllend
Stets verhüllend,
Wankend sinkt
Das Leben hin;
Kennst nur Spiele
Ohne Ziele
sinnend ohne Sinn.
Glück und Elend
Schwinden wie das Eis dahin.

Glückes Fülle,
Leere Hülle
Stetig rollend wie ein Rad.
Halt muss schwanken,
Heil erkranken,
Hin im Nebel
Führt Dein Pfad;
Wo es dunkelt,
Licht verfunkelt,
Da ergreifst du mich;
O dein Spielen
Wahllos Zielen
Ließ mich arm zurück.
Frohe Werke
Kraft und Stärke,
Wandten sich
Nun gegen mich.
Mut will steigen
Muss sich neigen
Ewig hin und her gezerrt.
Lasst erschallen
Glück bringt alle
Schnell zu Falle.
Das beklagt mit mir!

Mohn

Ende der Website

Die Website wurde
nach mehr als zwanzig Jahren Online-Präsenz
heute am 1. Mai 2023
vom Netz genommen.
Der Gewinn ist doppelt:
sie beschenkte mich durch Mühe mit Freude
und nun mit größerer Muse und Freiheit.
15. Mai. 23

Nachwort

Amulett Ich begann das Logbuch vor einem Jahr als Experiment und beendete es im Mai 23 abrupt. Ich kam an ein Ende, obwohl vieles ungesagt blieb. Soll ich das Ungesagte in einem Logbuch II nachholen oder es mit einem neuen Konzept fortführen? Ich weiß noch nicht, wie es weitergehen wird, aber erst einmal folgt eine längere Pause über Monate.

Die Auffassung der Alchemie von Paracelsus lautete verkürzt, dass die Alchemie die Kunst sei, die Grundzüge der Natur recht zu erkennen und ihr auf dem Weg zur Vollkommenheit beizustehen. Mit jedem Schritt in der Natur müsse der Alchemist ein Blatt des Lebens umwenden. Die Vervollkommnung der Natur ist aber auch der eigentliche Sinn der Evolution. Sie hat nichts mit den Auffassungen der Transhumanisten zu tun, die die Menschheit global durch laborerprobte Genmanipulation verbessern wollen.

Die Evolution geht anders vor, sie hat alle Ressource der Energie und Zeit, sie mahlt langsam, aber nicht blind. Sie schuf die Trägersubstanz allen Lebens auf dieser Erde, die steinerne Erdrinde, die alles trägt, nährt, belebt und die eine lange Vergangenheit hat. Auch der inkarnierte Mensch sitzt, geht und rennt auf dieser Erdrinde. Natur bedeutet Entstehen, Werden, Veränderung, sie vollzieht sich in jedem Augenblick. Sie kennt Blüte und Niedergang. Sie versucht alle Wege, prüft alle Möglichkeiten, begann mit dem ersten Wasserstoffatom und wird gewiss nicht mit dem (letzten) Menschen in ihren Stufungen enden.

Die Alchemie beginnt erst da, wo sich der Mensch von Dogmen, Illusionen und Ideologien freimacht, von religiösen Vorurteilen genau so wie von rationaler Anmaßung. Niemand wird der Natur ihre Geheimnisse mit Hebeln und Gewalt abringen. Für Natur und Evolution ist der Mensch nur allzumenschlich, er ist ihr Kind, doch ungezogen, ungeduldig, unwissend. Der Mensch ist ein Übergangswesen.

Wie vollzieht sich die Evolution in der Natur und wie kann der Alchemist dementsprechend vorgehen? Kann er sich an den Hinweisen und Werken der alten Alchemisten orientieren? Sind ihre überlieferten Schriften aber nicht ein unverständlicher Kauderwelsch, ihre Quecksilbereien nichts als Quacksalbereien, ihr Schwefeln nichts als ein Schwafeln? Meine Antwort lautet ja und nein. Das Studium der Tradition ist voller Fallstricken, Unverständlichkeiten, sehr fragmentarisch und endlos. Der Alchemist muss mit der Natur selbst beginnen, er muss sich zurückziehen können, zeitweise. Er muss vor allem sich selbst in den alchemistischen Prozess mit einbeziehen, sich über sich selbst klar werden. Der Schlüssel liegt in seiner eigenen Einstellung, in seinem magischen Bewusstsein, das unter der Oberfläche liegt und das weit über das normale Tagesbewusstsein hinausreicht.

Das Bewusstsein ist der Schlüssel und die treibende Kraft in Natur, Evolution und im eigenen Wesen. In ihm findet sich das innere Feuer, das Seelenfeuer, die Seele in der spirituellen Auffassung der Upanishaden. Dieses Feuer ist reines Selbstbewusstsein, es ist die Freude, wenn die Seele mit sich selbst einig ist, wenn die Seele sich als Brahman erkennt, als absolute Wahrheit. So gehe ich mit den Upanishaden konform und suche die Verwirklichung dieser spirituellen Überzeugung in einer ureigenen und magischen Alchemie zu verwirklichen. Eine Definition der Alchemie gibt es im Grunde nicht, es gibt nur Gemeinsamkeiten von Alchemisten und selbst diese sind eher Ähnlichkeiten als Gleichheiten. Unveräußerlich in der Alchemie ist allerdings die Erkenntniss der vier Elemente mit ihrem Ursachen- und Ursprungsprinzip, der Quintessenz. Sie sind die Wirkweisen der Natur auf allen Ebenen, den stofflichen wie den feinstofflichen. Wer früh zu ihren Wesen einen lebendigen und dauerhaften Kontakt findet, den Salamander, Nixen, Sylphen und Gnomen, wird von den Ideologien des puren Rationalismus vielleicht verschont bleiben, er wird aber auch von ihnen geheilt, wenn er später diesen Kontakt findet. Dieser Kontakt führt dann auch zu einem neuen Zugang und Umgang mit der Natur und allen Dingen. Dann werden die Bücher auch, um mit Paracelsus zu reden, zu Blättern der Natur, in denen er unmittelbar lesen und erkennen kann.
21. Sept. 23