INNERE UND ÄUẞERE LANDE

In den Niederungen

Hier unten ordnen sich gebrochne Spiegelbilder,
Gebrochene Reflexe in kurzlebigen Formen,
Zu ausgestopften Ansammlungen vorläufiger Leben,
Zusammengestückelt zu einem provisorisch Ganzen.
Da gibt es nur blinde Korridore ohne innre Stimme,
Das Denken reflektiert geborgtes Licht in halber Wahrheit,
Durch Fälschungen betrogen auf einem feilgebotnen Markt.

Eine zweifelhafte Heiterkeit, ein kurzes Glück,
Wird in die Welt-Macht blinder Sklaven geworfen
Und blüht als Ignoranz in einem Serail der falschen Liebe.
Alles, was man erworben hat, verliert bald seinen Wert,
Verfällt als abgelaufener Kredit auf einer Bank der Zeit.
Inkonsequenz folgt jeder unternommnen Mühe,
In jedem gewonnenen Erfolg lauert die Saat des Fehlschlags.

Der Wandrer sah die Fragwürdigkeit aller Dinge,
Die Ungewissheit auf dem Grund des bloßen Denkens,
Die Vergänglichkeit aller errungnen angemaßten Kraft.
Er sah den Mensch mit einigen Instinkten eines Gottes,
Die Geschichte, die zu banal ist, um erzählt zu werden.
Er sah der Taten hehrer Ziffern, die summiert die Null ergeben.
Er sah der Hoffnung Stern verglühen über Wiege und Grab.
Er sah sich selbst im Schicksal dunkler Nacht.

Eingedenk seines verheißungsvollen Ursprungs
Zog er sich zurück von allem, was er tat.
Er verließ das rollende Rad der Tage, ruhte in der Nacht.
Weit entfernt verblasste der überfüllte Zug des Lebens.
Der Tod lag unter ihm gleich einem Tor im Schlaf.

Der ewige Spirit lässt ihn alles neu gestalten,
Neu entwerfen eine Welt, in der er lebt.
Die Stille ist sein einziger verbliebener Gefährte.
Ungerührt von trügerischen Hoffnungen,
folgt er dem Ruf aus nie gehörten Fernen.
Gleichgültig gegenüber dem Gelächter,
Dem penetranten Zuruf pseudo-religiöser Blender.
Er fühlt die Invasion einer namenlosen Freude,
Die auf ihn wartet und die der Reise Vision ihm öffnet.

16.6.24

Im Königreich der Magie

In seiner Seele fand der Wanderer das magische Tor
und trat dort ein in einen Raum der Stille,
durch einen Vorhang abgetrennt von den Gedanken.

Bestrebt nach reiner, unverstellter Wirklichkeit,
Durchtrennte er das Band des irdischen Herzens
Und Warf ab das Joch, das bindende Gesetz der Physis.
Des Körpers Regeln binden nicht den Lauf des Spirits.
Er lebt auch, wenn Atem und Denken still stehn.
So konnte er in die magischen Bereiche treten,
Die wenige mit raschem Blick nur flüchtig sehen.
Er war dem Wirken des mentalen Geists enthoben,
Der eingeschränkten Sicht der äußeren Natur.

In der verborgnen Kammer ist sein Leben aufgezeichnet,
Dort findet sich die Index-Seite vom Buch des Seins,
Der Text und das Glossar der schattenlosen Wahrheit,
Der Sterne Rhythmen und ihr Versmaß,
Bedeutungsvoll für unsren Gang des Schicksals.
In des Lebens innrem Herz sind eingraviert
Die Symbol-Mächte von Zahl und Form,
Der geheime Code der Weltgeschichte
Und die Korrespondenz von Seele und Natur.
Hier fand der Wanderer die Randbemerkung wieder,
Die Präambel und die einst geschlossne Übereinkunft,
Die sich im Schlaf der stofflichen Natur erhebt,
Um das Ewigwährende in neue Form zu kleiden.

Er entwirrte die Widersprüche und Orakel,
Die rätselhaften Sätze und irreführenden Begriffe
Und das Gegensatz-Prinzip der Götter
Und löste die untrennbaren Widersprüche auf.

Im Lebens-Willen unter des Todes Herrschaft,
Ging er ein Bündnis ein mit der Natur,
Um im Entzückung-Durst aus Gas und Plasma
das Mysterium zu finden in einem Herz allein.

Im kosmischen Mental hörte der Versunkene
Das Versprechen einer ewigen Schaffenskraft,
Den Schrei in eine sterbliche Geburt
Und den Eröffnungsvers einer Tragödie der Zeit.

Aus den Tiefen stieg das vergrabene Geheimnis auf,
Er sah die Unterschrift mit dem feurigen Siegel,
Die Weisheit in dem verdeckten Werk der dunklen Macht,
Wo eine schlafende Gottheit die todlosen Augen aufschlug.
In seinem Innren fand er den äußren Text.
Das Rätsel wurde aufgelöst, die obskuren Fäden entwirrt.

Die infantile Seele in ihrem eingezäunten Kindergarten
Muss der Nachahmung der Kunst-Natur entwachsen,
Und ihren Dialekt in eine Wahrheits-Sprache übersetzen,
Und die Wirklichkeit der lebenden Symbole erkennen
Und die Logik des Unendlichen erlernen.

Ein mächtiger Okkultist entbindet aus der Energie
Die äußre Welt, die die Sinne unerkannt täuscht.
Aus einer leeren Schale ohne Form macht er
Sein Zauberwerk von festgefügten Bildern.
Seine Magie formt Zahl und Zeichnung aus
In festen Bindungen, die niemand lösen kann.
Seine unfehlbaren Regeln, seine verdeckten Prozesse,
Errichten zielsicher und unerklärlich eine Schöpfung,
Um zu entlassen ein Endliches aus der Unendlichkeit.
In raschen Schritten seiner Phantasie sprießen die Blüten
Wie Pilze ohne Zahl auf Wiesen und in Wälder.
Seine Schöpfungen sind gegründet ohne Vermessung,
Sind schneller als die Flügelschläge der Vorstellung.
Alles, was die Magie durch Wort und Geist gestaltet,
Zwingt die Substanzen in Form gemäß dem Zauberstab.
Ein einfaches Fiat seiner Gedankenkraft,
Macht des Körpers Schlaf zu einer mächtigen Waffe
Und bewegt die Dinge durch seinen geschulten Willen,
Und handelt aus Distanz ohne Hand und Füße.

In einer bacchantischen Verzückung beschwört er
In seinem erhellten Körper den Dämon und den Gott
Und erweckt in seinem Innern eine unvorstellbare Macht.

Durch sein magisches Mental ist er ein König.
Hier ist alles Wunder und das Wunder ganz natürlich.
Dies ist die Macht und Schärfe der geheimen Natur.
Hier herrscht ein Meister über Form und Leben
Und die Seele ist erfüllt von seinen freudigen Gedanken
Und verbindet mit der Magie die getrennten Sphären.
Von dort bringt der er durch die beengten Grenzen
Die magischen Formeln, die Basis seiner hinreißenden Rede.
Als Mittler für verhüllte namenlose Gottheiten,
Ahmen seine Versschritte den Gang seiner Methoden nach
Und finden im Begrenzten seinen freien Willen in der Tat.
Hier findet er die Bündnispartner für sein Leben
Und die Komplizen für eine sichere Gelassenheit.
Aus jeder Quelle nimmt er die geeigneten Mittel,
Und knüpft mit der Gewalt der Elemente das Geflecht,
Und kombiniert, um Unwirkliches wahr zu machen
Und unterdrückte Wirklichkeiten zu befreien.
Hier wird sein Werk zum goldenen Kompendium,
Zum Meisterwerk der göttlichen Erfindung.

In seinem Wunderland der Circe ohne Zaun
Hütet er kunterbunt seine okkulten Mittel,
Und verströmt die grenzenlose Energie in Launen,
Entlässt aus dunkler Unbewusstheit die Grammatik,
Die souveräne Wahrheit ohne ein Gesetz.

In seltsamster Technik seiner großen Kunst,
gibt er seine Macht und Kunde preis,
Sich selber gibt er zum Nutzen und Entzücken.
Befreit von Irrungen, stets festgeklebt auf Straßen,
Fand er die Ziele wieder, für die er geschaffen ist.

Ein Grenz-Souverän Im Zugang der okkulten Kraft,
Eine Wächterin der Jenseits-Schwelle,
Öffnet und schließt die mystischen Gaben.
Zahllose Stimmen locken den Erfindungsgeist
Und ersuchen das entzückte Ohr mit Neuheiten,
die tausendfach vorüberziehen und verschwinden.
Fronten werden aufgeschlossen in Transzendenzen,
Die in Transparenzen funkeln als opakes Licht.

Der Wandrer wurde reich beschenkt auf seinen Fahrten.
Mit der Schönheit Form und Farbe kehrte er zurück
Er stieg auf einer goldnen Leiter in Seinsbereiche auf
Und fiel in einem Sturzbach in die Tiefe,
In einer Kaskade von Bewusstsein zu Bewusstsein
Bis ins Nichtwissen der schwarzen Undurchdringlichkeit,
Bis er in Stein und Diamant die höchste Dichte fand.

Wie ein Vers zu einem Gipfel führt, von dem er kam,
So führt der Spirit zum Ursprung aller Dinge,
Zum Ursprung und zur Heimat von allem, was sein kann.
Auf vorbestimmten Schritten vermittelt er
Die unvermählten Gegensätze. In Zank und Streit,
In Gewalt und Unversöhnlichkeit vermittelt er
Die letzte und die erste Welt mit allen Welten.
Die Harmonie ist die Entscheidungsmacht des Sieges.

Eine grandiose Lösung schließt die Einbahnstraße ab.
Im Crescendo aus den Schlünden der Materie
Steigen die Strophen eines kosmischen Epos auf
Und befreien die Augen aus dem Netz der Täuschung.
In einem Sonnengürtel aus dem freiem Wissen,
In einem Mondgürtel eines neu erlebten Entzückens,
Trat der Wandrer auf unverzeichneten Wegen
Für eine Weile ins magische Königreich ein
Und fand Raum und Zeit einer andren Macht
Und trotzte der furchtbaren Gefahr des Unbekannten.

16.6.24