Arzneimittelwahl bei der Basedowschen Krankheit

siehe auch Schilddrüsenerkrankungen

Anmerkung zu Morbus Basedow
Die Symptomatologie des Basedow ist das Gegenbild der Pathogenese von Jodum und aller Jodpräparate einschließlich Thyreoidin. Deshalb wird Jod ein Hauptheilmittel sein: es handelt sich nur um die Wahl der richtigen Dosis.
Die Erfolge bei Basedow sind recht zufriedenstellend, wenn die Medikamente richtig gewählt und mit Ausdauer gebraucht werden. Nur selten wird man zu den bekannten operativen Eingriffen seine Zuflucht nehmen müssen, da sich die gestörte Tätigkeit der Schilddrüse in der Regel günstig beeinflussen läßt. Auffallend ist, daß bei fortschreitender Besserung die Jodpräparate in stärkeren Dosen ganz gut vertragen werden.

Bei leichten Formen:
Jod D 4- D12. Oder
die Jodsalze: Calcium jodatum, Ferrum jodatum und Spongia D4 - D12.

Bei schweren Formen:
Jod nur in höheren Potenzen, D 12-30, in seltenen Gaben.

Bewährt hat sich oft:
Acidum nitricum D 12.

Bei hyperthyreoter Störung bei vorliegender Skrofulose:
Aurum jodatum D 12 tbl., bei Zysten, 2 mal tägl. 1 Tabl. 2 Wochen lang, dann 1 Woche Pause und diesen Zyklus 3mal wiederholen. Bei Zysten kann es versucht werden. Das Arzneimittelbild ähnelt Aurum met.

Heftige Blutwallungen zum Kopfe, bei Pulsieren der Halsschlagadern, heiße Schweiße und Schlaflosigkeit:
Belladonna D 6.

Bei Angst, heftigem Herzklopfen, viel Schleim im Halse, Struma:
Bromum D 6.
auch Arsenicum D 6 hat hier günstige Wirkung.

Bewährt bei harten Strumen mit Neigung zur Hyperfunktion. Schwitzen bei geringer Anstrengung und anschließende Erkältung durch Abkühlung:
Bromum D6.
Hellhäutige Menschen mit Neigung zur Korpulenz, die abmagern und zittrig werden. Ausgeprägter Schleimhautbezug, scharfer, wäßriger Schnupfen, mit Krusten und Nasenbluten, Hals rauh, trocken, wie wund, mit Gefühl der Zusammenschnürung, erstickender Husten. Atemnot, asthmatische Bronchitis, am Meer besser. Schleimrasseln, aber wenig Auswurf. Herzklopfen mit Angst, schlechter bei Linkslage. Verschlimmerung der Beschwerden durch Wärme.

Eines der besten Kräftigungsmittel:
Chininum arsenicosum D 6, tgl. 2-3 Gaben.

Erregte Herztätigkeit, Schlaflosigkeit und Verdauungsstörungen, speziell die häufig auftretenden Diarrhöen:
Ferrum sulfuricum D 3, tgl. 2-3 Gaben oder
Ferrum phosphoricum D 3-6, tgl. 2-3 Gaben.

Bewährt bei Struma vasculosa, bei Basedow-Struma mit erweiterten Halsvenen:
Hamamelis virginica D2.
Die organotrope Beziehung zu venösen Stauungen, zur varikösen Erweiterung der Blutgefäße und die Verschlimmerung der davon abhängigen Beschwerden bei feuchtwarmer Witterung ist wesentlicher Hinweis auf diese Arznei. Beim Betasten und Auskultieren wird Pulsation wahrnehmbar.

Bewährt bei Kolloidstruma mit Engegefühl am Hals, Exophthalmus mit Herzklopfen und Bangigkeit:
Hedera helix D 2 dil. bei Kolloidstruma, bei Knotenkropf und Rezidivprophylaxe.
Hedera helix D 12 - D 30 dil. bei Hyperthyreose.
Auch bewährt bei Hyperthyreose und Knotenkropf, besonders zur Rezidivprophylaxe nach Operation. Besserung allgemein in frischer Luft, durch Kaltbaden, durch Essen.
Hinweis: Der Jodgehalt dieser Pflanze wurde durch Analyse bestätigt.

Bei stürmischer Herzaktion:
Lycopus virginicus D 1-2, jeden Abend 5 Tr.

Abmagerung, Verdauungsstörungen mit Durst, Tachykardie und Struma:
Natrium muriaticum D 4 bis D 30, tgl. 2-3 Gaben.

Bei stürmischer Herzaktion, wenn Herzschwäche besteht:
Spigelia D 4-6 und
Cactus grandiflorus D 2-6.

Bewährt bei Basedow-Herz mit heftigem Herzklopfen, sichtbar und hörbar:
Spigelial D6.
Als seien die Augäpfel zu groß (Exophthalmus). Nervöse Herzschmerzen, akut und anfallsweise, zusammenschnürend oder stechend. Angst und Beklemmung. Schneller Puls. Der Gesichtsausdruck zeigt starke Erregung und Angst. Stechende Schmerzen mit Herzklopfen strahlen zur linken Schulter und zum linken Arm aus. Besonders bei rheumatischer Genese der Herzstörungen und bei fokaler Belastung. Myokarditis, Endokarditis. Angina pectoris. Verschlimmerung durch Kälte, feuchtkaltes, stürmisches Wetter, durch Linkslage, Erschütterung, Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, Berührung.

Basedow mit weicher Struma. Schilddrüse sehr berührungs- und druckempfindlich. Zusammenschnürendes Gefühl, stechende Schmerzen in der Schilddrüse:
Spongia D 1, 3 mal 5 Tropfen Zur Jodsubstituierung bei Hypothyreose, Knotenkropf und Rezidivprophylaxe.
Spongia D 6 dil., 2mal 5-8 Tropfen bei Hyperthyreose.
Spongia D 12 - D 30 dil. - bei euthyreotem Kropf in seltenen Gaben.
Herzklopfen und anfallartige Herzschmerzen mit Blutwallungen. Träge und ohne Schwung mit Angst vor der Zukunft. Schwach und erschöpft nach geringen körperlichen Anstrengungen. Euthyreote Knoten. Allgemeine Verlangsamung mit Angst vor der Zukunft. »Träge und ohne Schwung; möchte lieber ruhen und nicht sprechen.« (Hering). Weiche, diffuse Struma, Kolloidkropf oder euthyreote Knoten. Bei Hypothyreose mit begleitender Hypotonie läßt sich der Allgemeinzustand und auch der Blutdruck deutlich anheben.

Der Wirkungsbereich geht von substitutiver Wirkung der Tiefpotenz bei Myxödem bis zu höheren Potenzen bei Basedow:
Thyreoidinum D 1-D 3 bei Hypothyreose und Myxödem.
Thyreoidinum D 4-D 6 bei Funktionsstörungen mit Labilität der Wärmeregulation, der Stimmung und der Aktivität.
Thyreoidinum D 9- D 30 bei Hyperthyreose, in seltenen Gaben zunächst alle 8-10 Tage bis zur Besserung, dann in noch größeren Abständen.
Hyperthyreose mit Magerkeit, Nervosität, Unruhe, Neigung zum Zittern, erhöhtem Grundumsatz, Tachykardie, Erethismus des Herzens oder des Kreislaufes«. Diese höheren Potenzen bei Hyperthyreose.

Weitere Mittel bei vorwiegend Hyperfunktion:
Calcium fluoratum D6.
Calcium jodatum D6.