LIED DER BESTIMMUNG

Mit Blick auf meinen Schreibtisch

Vorbestimmung von Zeit und Ort

Es ist die Stunde jetzt am vorbestimmten Ort,
Unerkennbar nahe ich mich dem namenlosen Ziel.
Die Taten sind die Interpreten meines Schicksals,
das sich verkleidet hat in einem unwegsamen Zufall.
Nichts gibts im Stoff der kommenden Dinge
Und nichts geschieht im kosmischen Spiel der Kräfte
Außer durch Vorbestimmung seiner Zeit an seinem Ort.

Auf einer hochgelegnen Ebene der freien weiten Wonne,
Streiten sich Frühling und der Sommer, wer denn regieren solle.
Alles in einer milden Luft fühlt die kommende Wandlung,
Vergisst die sichtbaren Freuden und gewöhnlichen Träume,
Gehorcht dem Ruf des Schicksals und dem Unvermeidlichen
Mit den Augen einer grenzenlosen ungewohnten Aussicht.

Eine Gruppe bergiger Gipfel strebt empor zum Firmament,
Sie drängen sich Schulter gegen Schulter als Rivalen,
Denn jeder Gipfel will als erster dem Himmel am nächsten sein.

Ausgestreckt zu ihren Füßen liegt aus Stein die Erde ruhend,
Ein Traum smaragdner Wälder erscheint und wächst empor
mit schimmernden Rändern in der Ferne einsam wie im Schlaf.
Bleiche Gewässer rieseln durch den Grund wie Perlenketten,
Ein Seufzer schweift fernher in heitrer blauer Luft,
Weht einher wie Blütenstaub von einer sommerlichen Wiese.

Da steht ein weißer Kranich, ein dünner starrer Strich,
Ich hör das Gurren einer Taube taumelnd durch die Szene.
Flügige Enten schwimmen aufgereiht auf einem Silber-Teich.
In überschwenglicher Ekstase verschwendet die Natur
in diesen bunten Noten die Freude ihres Liebesliedes
Und vergeudete in Blütenmustern ihre zeitlose Leidenschaft,
Die sich in ihren Düften und reichen Farben verbreitet.

Es ist ein Rufen, Springen, Durcheinandereilen ringsumher,
Smaragdne Zottel-Geister jagten sich und alle Dinge.
Im Saphir der Winde sitzt im Winkel eine alte Zauberin
An ihrem Lagerplatz und rührt gebeugt in ihrem Kessel,
Vergilbt folgt sie entspannt gespannt dem eignen Sinn.

Das Leben fließt dahin und wechselt in bunten Bildern,
Im Kreis des Werdens brütet im Hintergrund eine grandiose Natur,
Ein Mensch, der unermüdliche Gestalter, ist nirgendwo zu sehen.
Gemessen ist das Leben, doch den Vermesser seh ich nicht.
Die Welt liegt ausgestreckt, alles entspricht dem ersten Plan.

Getrieben von einem endlosen Willen zur Freude
Blühen die Bäume im Grün einer selbst-organisierten Seligkeit.
Die Kinder der Wildnis sinnen nach über das Leid der Welt.

In der geladnen Atmosphäre dieses Landstriches verweilt,
Von den erhabnen Bergesgipfeln feierlich bezeugt,
Die Einfachheit der Seele in abgelegner reiner Würde,
In der weiten Unendlichkeit vom Denken abgeschirmt.

Mit einem frohen Lächeln späht ein Narr und Tänzer,
Aus der steinigen Festung seiner Bergzelle hervor,
Und springt wie ein verrückt gewordner Spirit in den Tag.
In seinem unverständlichen Gemurmel des immensen Rückzugs
Drängt sich ans Ohr ein grenzenloser Ruf der Fremdheit
Wie von einer Seele, die den Weltenlauf durchschaut hat.

Dies ist der Schauplatz wohl-gewählt für eine Weile,
In dieser Einsamkeit fernab der Welt beginnt ein neuer Kampf.

So. 7.6.25